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Ein harmonisches Leben meistern

Schamanische Schildarbeit im Regenbogenmedizinrad



Wir Menschen sind mit Kräften ausgestattet, mit deren Hilfe wir unser Leben gestalten und uns orientieren können. Wenn wir um sie wissen und sie ausgewogen einsetzen, lässt uns das heil und lebendig sein. Die schamanische Schildarbeit im Regenbogenmedizinrad lädt dazu ein, uns selbst zu erforschen, um unser wahres Selbst von Illusionen zu befreien und unseren heiligen Traum zu leben. Nebenbei ist unsere Heilung auf diesem Weg ein wesentlicher Beitrag zur Heilung der Welt.

Die schamanische Schildarbeit findet sich in verschiedenen Kulturen, sie ist ein traditioneller Heilungsweg, in dem sich aus meiner Sicht die Wurzeln vieler moderner therapeutischer Ansätze sowie Wege zur Persönlichkeitsentwicklung finden lassen wie Aufstellungsarbeit, Heilkräuterwissen, Kunsttherapie, Gruppentherapie, Gesang- oder Gesprächstherapie; eine Schatzkiste, die noch viele andere Kostbarkeiten beinhaltet wie Visualisierungsreisen, Rituale oder natürlich die tief rückverbindenden Naturerfahrungen. Ich habe die Schildarbeit kennengelernt, die dem Regenbogenschamanismus entstammt, einer uralten Lehre aus Mexiko.



Mit vier Schilden den Herausforderungen des Lebens begegnen


Ausgangsbasis der Schildarbeit bildet das Medizinrad, konkreter noch dessen vier Haupthimmelsrichtungen, die jeweils Sitz einer der vier Kräfte des Menschen sind, mit denen er durchs Leben geht: Verstand, Gefühle, Intuition und Seelenplan. Der Verstand hat seinen Platz im Norden, die Gefühle liegen ihm gegenüber im Süden, diese Nord-Süd-Achse repräsentiert das Alltägliche oder Profane und spiegelt unsere Persönlichkeitsebene, die wir in dieser Inkarnation leben. Auf der Ost-West-Achse hingegen ist unsere Seelenebene abgebildet, sie zeigt das Nicht-Alltägliche, das Sakrale. Der Osten ist der Sitz der Seelenstimme, der Westen der Intuition.

Wir Menschen besitzen nicht nur einen materiellen Körper sondern auch einen Energiekörper, die Aura, die uns eiförmig einhüllt. Schilde sind im schamanischen Verständnis spezielle Energiezentren bzw. Lichtwirbel innerhalb der Aura, die sich um unseren Körper herum anordnen. So kann man sich einen Menschen in der Mitte des Medizinrads umrundet von seinen Schilden vorstellen, Ost- und Westschild an seiner linken und rechten Seite, Nord- und Südschild an der Rück- und Vorderseite des Körpers.


Während unserer Reise als spirituelle Wesen, die eine menschliche Erfahrung machen, meistern wir laufend den Balanceakt zwischen diesen Kräften der alltäglichen und nicht-alltäglichen Wirklichkeit. Dabei machen wir sowohl Erfahrungen des Erwachsens, in denen unsere Persönlichkeit reift, und des Erwachens, wo wir unsere Verbundenheit mit dem Urgrund allen Seins, mit dem Göttlichen erkennen können. In diesem lebenslangen Prozess ist es, als würden wir ins Zentrum einer Spirale gehen, wir kommen unserem wahren Selbst dabei immer näher, wobei wir ureigene Antworten auf existenzielle Fragen wie: „Wer bin ich?“ oder „Wofür bin ich hier?“ bekommen. Außerdem lernen wir, unsere Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen, sie zu leben und durch den wahrhaftigen Ausdruck unseres einzigartigen Wesens zu purer Lebensfreude zu finden.



Jede Kraft hat ihren Platz


Im Ostschild – der Himmelsrichtung wo naturgemäß die Sonne aufgeht, ein neuer Zyklus beginnt und wir auch ins Leben hineintreten – finden wir das „Ich bin“.

Wir bringen einen Seelenplan mit, den wir mit Begeisterung und Freude am Sein leben möchten. Das Südschild birgt all die Erfahrungen die wir während Schwangerschaft, Kindheit und Jugend gemacht haben und aus denen häufig Konditionierungen, Glaubenssätze und Verhaltensmuster entstehen, die den wahren Ausdruck unseres Seelenplans blockieren. Verantwortung wird typischerweise auf andere abgeschoben. Hier können wir lernen, unsere bedürftigen Erwartungen, die sich gerne in kontrollierendem oder rechthaberischem Verhalten zeigen zu wandeln und wieder mit Urvertrauen und in bedingungsloser Liebe zu leben. Mit dem Westschild sind unsere Selbstheilungskräfte verwoben, derer es bei allen Heilprozessen ob physisch oder psychisch bedarf. Im Nordschild finden wir die Kraft des Erwachsenen, der in Klarheit und Wahrhaftigkeit seinen Weg geht, Entscheidungen trifft und sich bewusst ist, dass diese Konsequenzen haben. Der Erwachsene übernimmt Verantwortung für sein Tun.


Wie ein Schild entsteht

In der Schildarbeit bleibt es nicht bei unsichtbaren Energiewirbeln. Über das Anfertigen eines tatsächlichen Schildes wird die im Unsichtbaren weilende Kraft in die Sichtbarkeit gelockt. Dabei dient die Natur als Spiegel der Erkenntnis. In einem ersten Schritt geht man nach draußen und lässt sich auf der Suche nach dem Ast z.B. einer Weide oder eines Haselstrauchs führen. Dieser wird zu einem Rahmen gebogen und mit Stoff zu einer Art Leinwand bespannt. Ursprünglich waren es Lederhäute, die man einsetzte. Alle Schritte und Geschehnisse bereits in diesem Prozess sind Hinweise und Spuren für die verborgene Kraft: Wo wachsen die Zutaten? Was kann ich dort wahrnehmen, wo der Ast wächst? Welche Gedanken und Gefühle begleiten mich am Weg der Suche und der ersten Entstehungsschritte? Welche Erinnerungen kommen auf?


In weiterer Folge sucht man einen Baum, mit dessen Spirit man sich verbindet und bittet ihn um eine Botschaft für das Schild. Mit dem Rücken an diesen Baum in Blickrichtung der Himmelsrichtung des Schildes sitzend, für das man gerade die Botschaft erbittet, beginnt das aufmerksame Beobachten. Alle Sinne als Schwelle zur Seele sind weit geöffnet und saugen die Eindrücke auf, das Außen wird zum Spiegel, in dem die Kraft erkennbar wird. Bilder, Empfindungen und Begebenheiten, die dabei gesammelt werden, werden in weiterer Folge auf das Schild gezeichnet, gemalt oder mit sonstigen kreativen Wegen darauf ausgedrückt.


Als nächstes wird die Botschaft der Kraft von Repräsentant*innen, die sich auf eine Trancereise in die Welt des Schildes begeben, für die Erbauerin bzw. den Erbauer des Schildes übermittelt. In einem Abschlussritual wird das Schild noch in seine Kraft gehoben.


Sind auf diese Weise alle vier Schilde sichtbar gemacht, wird eine sogenannte kleine Schildarbeit durchgeführt, bei dem das Südschild, in dem die Kindheitserfahrungen gespeichert sind, und das Nordschild, der Heimat der Erwachsenenkraft, ihre Plätze tauschen. Damit wird auch zum Ausdruck gebracht, dass im Idealfall unsere Kindheitserfahrungen gut verarbeitet in uns integriert sind und unser Handeln nicht mehr beeinflussen, was uns frei sein lässt für den Ausdruck unseres Wahren Selbst. Durch diesen symbolischen Akt, das Erwachsensein voranzustellen – in der Anordnung der Schilde um unseren Körper ist nun das Nordschild an der Körpervorderseite, das Südschild im Rücken – kann der gesunde Menschenverstand des Nordschilds seine Navigationsfunktion voll entfalten. Dem Nordschild stehen alle Botschaften – die eigene und die der anderen Schilde – zur Verfügung; daraus wählt der Verstand und bringt die Entscheidung in Worten oder Handeln zum Ausdruck.



Die Plätze im Regenbogenmedizinrad


Im Kreis gibt es keinen Anfang und kein Ende, alles ist ein ewiger Kreislauf, ein Zyklus, wodurch dieses Symbol in so vielen Kulturen universelle Bedeutung erlangt hat – so auch in der Form des Medizinrads. Diese Zyklen durchlaufen wir im Leben in vielfältigster Weise, der wohl längste Zyklus ist unser Leben selbst von Geburt bis Tod in dieser Inkarnation. Daran schließen Zyklen wie Lebensphasen, ein Tag-/Nachtzyklus oder ein Jahreskreis.


Auf diese Weise kommen wir wiederholt an den acht Plätzen des Medizinrads vorbei, die von den vier Haupt- und den vier Nebenhimmelsrichtungen bestimmt werden, um aus ihnen und ihrer Medizin zu lernen. Befinden wir uns etwa am Platz des Liebhabens im Südosten, kann es sein, wir sind gerade frisch verliebt, haben Job oder Wohnung gewechselt oder ein neues Projekt begonnen. In der Frische solcher Eindrücke wollen wir nichts anderes, als im Moment sein und dieses Verliebtsein genießen. Somit lehrt uns dieser Platz Gegenwärtigkeit, wir üben, ganz im Hier und Jetzt zu sein.


Alle Plätze des Rades haben Teachings für uns:


NORDEN, der Platz des inneren Erwachsenen und des gesunden Menschenverstands sowie der Weisen und Ältesten.


NORDOSTEN, der Platz des magischen Kindes und der Urkraft.


OSTEN, der Platz des spirituellen Kindes und des Neubeginns sowie der Begeisterung.


SÜDOSTEN, der Platz der Liebhaberin/des Liebhabers und der Gegenwärtigkeit.


SÜDEN, der Platz des inneren Kindes und der bedingungslosen Liebe.


SÜDWESTEN, der Platz der Träumerin/des Träumers und der Medizingesänge.


WESTEN, der Platz der inneren Heilerin/des inneren Heilers und den Visionen.


NORDWESTEN, der Platz der Seherin/des Sehers und der Begegnung mit den Ahnen sowie den spirituellen Welten.

Im schamanischen Verständnis ist ein Mensch heil und ganz, wenn seine vier Schilde bzw. Kräfte gleich stark entwickelt sind, damit er in Harmonie durch das Leben gehen kann. Tag für Tag können wir uns darin üben und unser Potenzial entfalten.




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Alexandra Neubauer lebt in Österreich und strebt danach, das Leben zu erforschen. Ihr persönlicher Entwicklungsweg begann vor etwa 16 Jahren mit ihrer Yogapraxis. 2008 absolvierte Alexandra eine Ausbildung zur Yogalehrerin in Vinyasa Flow, später ergänzt um das Svastha Yoga Therapie Training und diverse Workshops bei internationalen Lehrer*innen.

Nach 10 Jahren beendete sie den Yoga-Unterricht, um sich stärker dem Fotografieren zu widmen, der Weise, wie sie die Welt heute noch gerne betrachtet. Erstmalig Kontakt mit Schamanismus hatte Alexandra 2013, wo sie mit Heidemarie Bliemel eine treue Weggefährtin und Lehrerin kennenlernte. Die Faszination blieb und wurde in den letzten beiden Jahren besonders intensiv, neugeweckt durch ein Seminar zu Ritualen und Zeremonien bei Serap Kara.

Inspiriert durch einen klaren Impuls, begann Alexandra im Sommer 2020 die Schildarbeit nach dem Regenbogenschamanismus bei Evi Schwarz, Urkraftweberin, und schloss diese acht Monate später ab. Aktuell besucht sie bei ihr eine schamanische Seminarreihe mit dem Titel „Pfad zur Wahrhaftigkeit“ und wird im nächsten Jahr ihren Medizinrock in die Sichtbarkeit spinnen und weben.







Text & Bilder: Alexandra Neubauer

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